Nick Vujicic – ein Leben voller Frohsinn und Motivation
Vermutlich findet in allen Kreißsälen rund um die Welt an jedem einzelnen Tag ein viele Male erprobtes Ritual statt. Sobald ein Kind geboren wird, stellt sich die Frage, ob es sich wohl um ein Mädchen oder einen Jungen handelt – und natürlich, ob das Neugeborene auch gesund ist. Als Nick Vujicic das Licht der Welt erblickt, ist allerdings schnell klar, dass etwas nicht stimmt. Denn das Kind besitzt weder Arme noch Beine. Nach schweren Sinnkrisen hat Vujicic seinen Lebensmut jedoch wiedergefunden und arbeitet heute als Motivationsredner.
Das Vater unser als letzte Hoffnung
Es ist das Jahr 1992, als sich in der australischen Stadt Brisbane dramatische Szenen abspielen. Zwar wirkt nach Außen hin vieles normal: Mutter und Vater sichern als Krankenschwester und Buchhalter den Lebensunterhalt der kleinen Familie. Die Kinder Michelle und Aron spielen vergnügt im Garten. Doch ihr etwas älterer Bruder sondert sich zu zunehmend ab. Der 1982 geborene Nick, nunmehr fast 10 Jahre alt, sendet an jedem Tag starke Gebete zu Gott.
Er wünscht sich Beine und Arme – und für später all das, was den anderen Menschen auch vergönnt ist. Er möchte einen Beruf, die große Liebe und natürlich eine Zukunft. Da er eine direkte Antwort nicht erhält, schwinden ihm allmählich Glaube und Kraft. Der Junge, eingeschlossen in seine Depressionen und täglich konfrontiert mit den existenziellen Fragen des Lebens, will seinem Dasein ein Ende setzen. Selbstbestimmt und im Rahmen jener Möglichkeiten, die ihm zur Verfügung stehen. Der Suizidversuch in einer Badewanne misslingt jedoch.
Ein tiefer Einschnitt im Leben der Eltern
Allerdings ist es nicht allein Nick, der sich in diesem Hause immer wieder mit seinen Dämonen auseinandersetzen muss. Auch seine Mutter macht sich schwere Vorwürfe, an der Fehlbildung ihres Sohnes schuldig zu sein. Doch für das sogenannte Tetra-Amelia-Syndrom bei Nick kann sich nichts, vielmehr hat sie stets und somit auch während der Schwangerschaft einen tadellosen Lebenswandel geführt. Zu ihrem neugeborenen Jungen will sie zunächst dennoch keine Beziehung aufbauen. Sie möchte ihn weder stillen noch ihn als ihr leibliches Kind anerkennen.
Aber da ist zugleich der Vater. Er, der als Buchhalter arbeitet und der später als Lehrer für Informationstechnologie zu bescheidenem Wohlstand kommt, blickt auf familiäre Wurzeln in Osteuropa. Als aus Serbien stammender Sohn von Einwanderern weiß er um manche Härte des Lebens – und wendet sich daher gleichfalls bereits in frühen Jahren an Gott. Schnell übernimmt er das Ehrenamt, eine christliche Gemeinde aufzubauen und sie mit seinen wundervollen Reden zu inspirieren.
Der Wandel zur christlichen Persönlichkeit
Vielleicht sind es gerade seine mit Mut und Stärke gefüllten Botschaften, die den jungen Nick nach der Tragödie im Badezimmer dazu verhelfen, auch im eigenen Dasein etwas Gutes und einen Sinn zu erkennen. Denn tatsächlich ändert sich bei ihm etwas: Er, der sich aufgrund seiner Fehlbildung bislang eher versteckt hielt und der den Kontakt zu seinen Mitmenschen scheute, geht nun ganz offen und für jede Person sichtbar vor die Tür.
Er beginnt ein Leben ohne Grenzen, das nicht länger auf das Zuhause und die Schule begrenzt ist. So besucht er Konzerte und reist zu Vorträgen. Bei einem dieser Events lernt er – gerade 13 Jahre alt geworden – einen blinden Redner kennen, dessen Lebensmut auf Nick ansteckend wirkt. Beide tauschen sich aus und bleiben sich anschließend für viele Jahre verbunden. Nick gewinnt dabei die Erkenntnis, dass Gott ihn nicht strafen will – sondern dass er ihn so liebt, wie er eben ist.
Motivation und Glaube nicht nur für sich selbst
Zudem versteht der Teenager schnell, dass er mit seinem Schicksal keine Ausnahme bildet. Viele Menschen mit körperlichen und mentalen Beeinträchtigungen können ein normales Leben führen. Und er sieht die Möglichkeit, jenen zu helfen, die – wie bislang er – an ihrem Lebensmut verzweifeln. Immer mehr gewinnt er trotz fehlender Arme und Beine die Kontrolle über seinen Alltag. Er improvisiert, lernt dazu, baut feste Routinen auf.
Zunehmend normalisiert sich in den folgenden Jahren sein Dasein. Den Hochschulabschlüssen der Finanzwirtschaft folgen gut bezahlte Jobs, die Nick einen Umzug in seine Traumstadt erlauben. Im US-amerikanischen Kalifornien heiratet er seine Freundin und bringt mit ihr vier Kinder zur Welt. Frohsinn und Glück möchte er jedoch mit allen Menschen teilen. Er beginnt dafür eine Karriere als internationaler Redner, der vor allem das Wort Gottes und die damit verbundenen Botschaften der Liebe in die Welt trägt.
Viele Facetten einer christlichen Persönlichkeit
Doch Nick Vujicic erkennt verstärkt die Sorgen und Nöte der Gesellschaft. Er baut eine eigene Bank auf, bei der die Menschen ihr Geld sparen können – und agiert ohne jede Gewinnabsicht. Zugleich setzt er sich gerade bei Kindern und Jugendlichen gegen alle Formen von Mobbing und sonstiger Unterdrückung ein. Dabei betritt er als Redner, der große Event-Hallen mühelos füllt, nicht nur die prominenten Bühnen. Vielmehr zieht es ihn immer wieder in Schulen und Gemeindehäuser, in Altenheime und Kliniken.
Vujicic weiß, dass vieles in unserem Leben gut ist, solange wir an Gottes Seite stehen – und vor allem die Hoffnung nicht verlieren. Er hilft den Menschen, nicht auf ein Wunder zu warten, sondern selbst jene wundervolle Veränderung zu sein, die sie sich wünschen. Aus dem Jungen, der einst den Lebensmut verlor und der aufgrund fehlender Beine und Arme wohl jeden Grund zur Klage hätte, ist somit ein junger Mann gereift, der starke Gebete nicht länger nur für sich selbst, sondern auch für andere Personen spricht.