Ruhe für die Seele – John Mark Comer und die Kunst des langsamen Lebens

Das langsame Leben – wie John Mark Comer ein Umdenken bei der Jugend bewirken möchte

Unser Leben gestaltet sich immer schneller und bietet mittlerweile vieles, woran wir vor wenigen Jahren noch nicht zu denken wagten. Doch die in den Himmel ragenden Hochhäuser der Metropolen, die hellen Lichter der Städte und die ständige Ablenkung durch die Medien sind nicht für jedermann ein Segen. Denn zunehmend verlieren wir dabei den Kontakt zu uns selbst und zu Gott. Ein Umstand, den John Mark Comer ändern möchte, indem er zu mehr Ruhe und Gelassenheit mahnt – und in dem er längst einen Kampf um die christliche Kultur sieht.

Die Notwendigkeit, etwas zu verändern

John Mark Comer hat sein Leben Gott gewidmet. Der im Jahre 1980 geborene US-Amerikaner lebte zunächst in Portland, Oregon. Dort gründete er die Bridgetown Church. Er führte in der Messen und Predigten durch oder bot den Menschen seiner Gemeinde in alltäglichen Fragen viel Hilfe und Beratung an.

Doch so sehr ihn der Beruf auch ausfüllte – das wahre Glück vermisste Comer vor allem im Privaten, wo er mehr und mehr den familiären Rückhalt verlor.

Der verheiratete Vater von drei Kindern kam nicht selten spät am Abend nach Hause, wo er seine Gattin geplagt von den Nöten des Alltags vorfand. Mit seinem Nachwuchs, der lieber dem Geschehen auf dem Fernseher oder dem Smartphone folgte, waren tiefsinnige Gespräche kaum möglich. Ähnlich erging es ihm, wenn er die Nähe zu Freunden suchte – jeder war beschäftigt. Doch welchen Rückzug haben wir eigentlich noch in einer Welt, die uns mit ihrem schnellen Takt keine noch so kleine Pause gönnt?

Wir verlieren uns – und Gott

Comer fiel auf, dass es all diesen Menschen nicht nur an Gelassenheit und freier Zeit mangelte. Denn hatten viele von ihnen auch jede christliche Spiritualität in ihrem Leben verloren. Eine nicht zu akzeptierende Entwicklung, von der immer mehr junge Menschen betroffen waren und sind. Im schlimmsten Falle könnten so ganze Generationen entstehen, die den Weg zu Gott in der Hektik des Alltags nicht mehr finden. Die verlieren dabei auch sich selbst aus den Augen.

John Mark Comer zog nach Los Angeles und baute dort die Vintage Church L.A. auf, in der er nicht nur Gottes Botschaften verkünden, sondern zugleich vor den Gefahren der Gegenwart warnen möchte. Zumal er sich auch selbst als Gefährdeten ansieht. Er weiß um die Macht der Ruhelosigkeit, die früher oder später jeden von uns einholt. Der technische Fortschritt wird aber nicht dazu führen, dass es uns besser geht, wir auf der Arbeit ein größeres Pensum erfüllen oder wir im Privatleben mehr Glück erfahren.

Wenn Stress und Burnout fast schon zum Leben dazugehören

Nicht zuletzt in seiner neuen Gemeinde erlebt Comer die Menschen, die unter der Hektik des Tages zusammenbrechen. Selbst nach dem Feierabend, am Wochenende oder im Urlaub sind viele von ihnen nicht mehr in der Lage, einmal auszuspannen. Der gewohnte Takt wird selbst dann eingehalten, wenn keine Termine und Fristen zur Eile mahnen. Dabei leiden immer mehr Menschen unter Müdigkeit, einem Mangel an Energie sowie der fehlenden Ruhe.

Als besonders tragisch empfindet es John Mark Comer, dass gerade die Teenager und jungen Erwachsenen bislang kaum ein anderes Leben kennenlernen durften. Sie hat er sich als seine Zielgruppe auserkoren, um ihr in Podcasts, seinen Büchern und mittels Postings in den sozialen Medien nicht nur Gottes Worte zu verkünden, sondern ihnen zugleich einen Weg zurück zur christlichen Spiritualität, zu Glück und Glaube sowie zu Gott selbst aufzuzeigen. Mehrere eintausend Follower nehmen dieses Angebot bislang wahr.

Die Welt um uns herum wird immer lauter

Der Grund für die steigende Nachfrage ist simpel: Viele Entwicklungen haben in den letzten Jahren an Tempo gewonnen. Wer möchte, kann sich im Sekundentakt neue Nachrichten anzeigen lassen. Aber nicht jede dabei übermittelte Botschaft ist wirklich wichtig für uns. So verlieren wir die Fähigkeit, Relevantes von Sinnlosem zu trennen. Fast schon wehrlos geben wir uns einer medialen Umwelt hin, die laut auf uns einwirkt, die uns mit immer mehr Input füllt und die uns nicht mehr aus ihren Klauen lässt, da sie uns einmal gepackt hat.

Und wir fühlen uns bei alledem leer, müde und ausgebrannt. Dem morgendlichen Klingeln des Weckers folgt kaum mehr der erwartungsvolle Blick auf den vor uns liegenden Tag mit seinen zahlreichen Chancen und Gestaltungsmöglichkeiten – sondern häufig nur starke Gebete, dass die Kraft auch dieses Mal reichen möge, das notwendige Übel zu ertragen. Die Negativspirale dreht sich damit immer schneller, ein Leben in Stress und mit der steten Gefahr, am Burnout zu erkranken, entwickelt sich.

Es genügt nicht, nur die Hektik zu reduzieren

John Mark Comer weiß, wie wichtig eine Eliminierung des Eilens für Körper und Geist ist. Tipps und Ratschläge für notwendige Veränderungen in unserem Alltag bietet er etwa in seinem Buch „Das Ende der Rastlosigkeit.“

Gleichzeitig zeigt er Wege auf, wie wir gerade in stillen Momenten das sich stetig kreisende Gedankenkarussell stoppen und somit zu echter Gelassenheit finden können. Denn erst in der Ruhe sind wir fähig, Gott in unserer Nähe wahrzunehmen.

Das, was uns erwartet, ist somit ein Leben, in dem die christliche Spiritualität, der Glaube und damit auch Werte wie Glück oder Wohlbefinden wieder ihren festen Platz in unserem Alltag finden. Angst und Frust, die in der heutigen Zeit unsere steten Begleiter sind, werden ebenso wie Stress und Hektik aus unserem Dasein verschwinden. Und was im Kleinen bei jeder einzelnen Person gelingt, kann im Großen vielleicht sogar das Wachrütteln der uns nachfolgenden Generationen sowie die Rettung einer ganzen Kultur sein.