Einmal im Jahr, wenige Wochen vor Weihnachten feiern Christen in weiten Teilen der Welt den Nikolaustag. Wie Nikolaus Geschichte schrieb, warum der Heilige an diesem Tag geehrt wird und wieso dieser Feiertag so eng mit dem Weihnachtsfest verbunden ist, erklären wir hier.
Der Gedenktag – wann ist Nikolaus?
Der Gedenktag des heiligen St. Nikolaus wird am 6. Dezember begangen. Dies soll der Todestag des historischen Nikólaos Myriṓtēs oder eingedeutscht Nikolaus von Myra gewesen sein. Dieser lebte im 3. und 4. Jahrhundert in der Region Lykien in Kleinasien, in der heutigen Türkei. Zahlreiche Legenden, die zu der ausgeprägten Heiligenverehrung führten, ranken sich um ihn. Der Heilige wird gerade in den Ostkirchen stark verehrt. Seine Bedeutung bei den westlichen Kirchen nahm ab dem 16. Jahrhundert ab. Dies ist vor allem dem Reformator Martin Luther zu verdanken, der die von der römisch-katholischen Kirche gerade im späten Mittelalter und den Anfängen der Renaissance in extremem Maße betriebene Heiligenverehrung ablehnte. Man muss hierbei bedenken, dass die katholische Kirche zu Luthers Zeit nicht nur mit dem Ablasshandel, sondern auch mit den Reliquien von Heiligen, die selbst zum Gegenstand der Anbetung geworden waren, auf Kosten vieler Gläubiger große Reichtümer anhäufte. Genau dies war der Stein des Anstoßes, der einst zur Spaltung der Westkirche führte.
Wie Nikolaus Geschichte schrieb – die historische Person
Nikólaos soll 280 nach Christus in Patras, Griechenland zur Welt gekommen sein. Andere Quellen geben aber durchaus abweichende Geburtsdaten an. Ein Datum zwischen 270 und 286 gilt jedoch als gesichert. Mit 19 Jahren soll er von seinem gleichnamigen Onkel Nikólaos, dem damaligen Bischof von Myra ebenda zum Priester geweiht worden sein und dann in einem Kloster in Sion bei Myra das Amt des Abtes bekleidet haben. Andere Quellen berichten, er sei mit gerade einmal 20 Jahren 300 nach Christus selbst bereits in Myra zum Bischof geweiht worden. Myra gehörte zu Lykien. Heute heißt die Stadt Demre und liegt in der türkischen Region Antalya. 310 wurde Nikólaos im Rahmen der Christenverfolgung jener Tage gefangen genommen und gefoltert. Auch wenn viele Wohltaten, die der Heilige vollbracht haben soll, ins Reich der Legenden gehören, gilt zumindest eines als historische Tatsache, da es von zwei anderen Bischöfen jener Zeit, Basilius von Caesarea und Ambrosius von Mailand, bezeugt wird: Das Vermögen, welches Nikólaos geerbt hatte, verteilte er unter den Bedürftigen. 325 nach Christus nahm er laut Andreas von Kreta zudem am von Kaiser Konstantin I. (eigentlich: Flavius Valerius Constantinus) einberufenen Ersten Konzil von Nicäa teil, wo er seinen Widersacher Áreios (deutsch: Arius) geohrfeigt haben soll. Konstantin der Große war es, der das Christentum im Römischen Reich quasi zur Staatsreligion erhob. Das Erste Konzil von Nicäa war demnach auch die erste offizielle Zusammenkunft der Kirchenväter aus Ost und West und fast so etwas wie die Geburtsstunde der Kirche, wie wir sie heute kennen. Andreas berichtet auch, Nikólaos habe Theognis von Nicäa von der katholischen Auslegung der zentralen Streitfrage um die Natur der Heiligen Dreifaltigkeit überzeugt. Genau wie sein Geburtsjahr ist auch das Todesjahr des Nikólaos nicht überliefert. Er könnte bereits 326 nach Christus gestorben sein oder erst 365. Auch die Jahre 345 und 351 sind im Gespräch. Nur der 6. Dezember als Jahrestag des Todes ist überliefert.
Warum wir den Nikolaustag feiern – Legenden rund um den Bischof von Myra
St. Nikolaus ist vor allem für seine Großzügigkeit berühmt, was sich durchaus mit den historischen Erkenntnissen deckt. So soll er etwa Goldklumpen durch die Fenster dreier jungfräulicher Schwestern geworfen haben, weil ihr Vater so arm war, dass er keine Mitgift aufbringen konnte und drauf und dran war, seine Töchter in die Prostitution zu verkaufen. Aber vor allem die Armen und Kinder soll Nikolaus aus seinem geerbten Vermögen beschenkt haben. So wurde er zu deren Schutzpatron und es entstand im 6. Jahrhundert der Brauch, am Todestag des Heiligen Kinder und Arme zu beschenken. Es ranken sich auch zahlreiche Legenden um Wunder, die Nikolaus zugeschrieben werden, was in der römisch-katholischen Kirche die Grundvoraussetzung für die Heiligsprechung ist. Er soll Kinder aus der Sklaverei errettet, vor dem Ertrinken bewahrt und sogar ins Leben zurückgeholt haben. Doch nicht nur den Kindern gilt er als Schutzpatron, sondern auch den Seeleuten. Er soll einer Gruppe von Seeleuten, die in ein schweres Unwetter geraten waren, erschienen sein, als sie zu ihm beteten, und nicht nur das Schiff sicher heimgebracht, sondern sogar den Sturm gebändigt haben.
Nikolaustag und Weihnachten
Wie eingangs schon erwähnt, war der Kirchenreformer Martin Luther kein Freund der Heiligenverehrung und der Bräuche zu Ehren von St. Nikolaus. Da es aber schwer ist, Menschen einen lieb gewonnen Brauch zu nehmen, schlug Luther vor, den Brauch auf das Weihnachtsfest zu verlegen, was ja nur 18 bzw. 19 Tage später gefeiert wurde. Ironischerweise hatte diese Praxis eine gewisse Tradition, denn auch das Weihnachtsfest selbst wurde einst auf die Tage heidnischer Wintersonnwendenfeiern gelegt, um den Menschen das Gedenken an die Geburt Christi näher zu bringen. Zur Gänze durchgesetzt hat sich Luthers Vorschlag nicht, denn in vielen Ländern ist nach wie vor der 6. Dezember der Tag der Bescherung, etwa in den Niederlanden. Der niederländische Sinter Klaas kam mit den Siedlern übrigens auch nach Amerika und entwickelte sich dort zur populären, aber im Vergleich zum Bischof St. Nikolaus eher weltlichen Figur des Santa Claus oder Weihnachtsmannes. Also nein, der Softdrinkhersteller mit dem rot-weißen Logo und den Weihnachtstrucks hat den Weihnachtsmann nicht erfunden, aber ganz sicher dazu beigetragen, dass sich diese Figur von ihrem christlichen Ursprung entfernt.