Christliche Symbole
Die christliche Lehre, Geschichte und Erzähltradition sind reich an Symbolen, die ihren Niederschlag neben den christlichen Riten besonders in der Kunst finden und auch heute noch ihre zur Verwendung sogar in gewöhnlichen Alltagsgegenständen erfahren.
Hier sollen eine kleine Auswahl der wichtigsten christlichen Symbole in Kürze vorgestellt werden.
Das Lamm
Im zweiten Buch Mose wird geschildert, wie sich Pharao weigerte, das Volk der Israeliten ziehen zu lassen. Erst die zehnte der über Ägypten gesendeten Plagen brach seinen Widerstand, nämlich der Tod aller Erstgeborenen. Damit die Häuser der Israeliten von dieser Heimsuchung verschont blieben, bestrichen sie ihre Türpfosten mit dem Blut frisch geschlachteter Lämmer.
Der Brauch des Schlachtens von Lämmern gehört von da an zum Pessach-Fest, bei dem die Juden des Auszugs aus Ägypten gedenken.
Die Rolle als Opfertier wird symbolisch auch auf Jesus übertragen, wofür gleichzeitig eine theologische Begründung erfolgt:
Das Johannes-Evangelium beschreibt, wie Johannes der Täufer Jesus zwei Mal bei dessen Anblick als Lamm Gottes bezeichnet, das die Sünde der Welt hinwegnimmt.
An späterer Stelle wird Jesu Tod während des Pessach in die Stunde der traditionellen Schlachtung gelegt und somit seine Gleichsetzung mit dem Opferlamm besonders hervorgehoben. Im Buch der Offenbarung schließlich wird das Lamm als „wie geschlachtet“ beschrieben. Dieses Lamm in der Offenbarung ist es, das mit seinem Blut „Menschen für Gott erkauft“ hat.
Jesus, als einst reines und unschuldiges Lamm Gottes geschlachtet, hat den Tod besiegt und die Menschen errettet.
Dies ist auch die Bedeutung der Siegesfahne, die dem Osterlamm beigegeben wird. Sie bezeichnet Jesus als Sieger über den Tod und als auferstandenen Christus.
Der Fisch
Wie genau der Fisch zum christlichen Symbol wurde, ist nicht ganz klar. Fest steht nur, dass er als solches bereits im Urchristentum Verwendung fand. Möglicherweise geht dies auf die Speisungswunder Jesu zurück, bei denen er die wenigen vorhandenen Brote und Fische so vermehrte, dass alle Anwesenden satt wurden. Hierbei und bei der Gleichsetzung der Speisen mit seinem eigenen Leib stehen allerdings die Brote im Vordergrund. Dieses war das wichtigste Nahrungsmittel, mehr noch als der Fisch. Doch auch der stelle zu dieser Zeit in den Ländern des Mittelmeerraums bei der Ernährung gleichfalls eine Selbstverständlichkeit dar. Nicht zu vergessen, dass Petrus von Beruf Fischer war.
Unter den frühen Christen wurde der Fisch dann als sogenanntes Akrostichon zum Erkennungszeichen. (Die Bezeichnung „Akronym“ ist ebenfalls zutreffend, es handelt sich hierbei lediglich um eine sprachwissenschaftliche Feinheit.): Die Anfangsbuchstaben der griechischen Wortfolge ΙΗΣΟΥΣ ΧΡΙΣΤΟΣ ΘΕΟΥ ΥΙΟΣ ΣΩΤΗΡ (Iēsoūs Christós Theoū Hyiòs Sotēr) ergeben nacheinander gelesen das griechische Wort für Fisch ΙΧΘΥΣ (ICHTHYS). Sie bedeuten: „Jesus Christus, Sohn Gottes, Retter.“ (Das griechische Sotēr wird statt „Retter“ gern mit „Erlöser“ wiedergegeben. Das ist jedoch nicht ganz korrekt). Als stilisiertes Zeichen wurde der Fisch somit in der Folge als Symbol für Jesus Christus verwendet.
Mittlerweile nutzen Christen das Fischsymbol für ihr öffentliches Bekenntnis zu Jesus, indem sie es beispielsweise als Autoaufkleber verwenden oder anderweitig sichtbar anbringen.
Alpha und Omega
Dass es sich bei Alpha und Omega („Α“ und „Ω“) um den ersten und den letzten Buchstaben des griechischen Alphabets handelt ist bekannt, ebenso dass sie für Jesus als den Anfang und das Ende stehen. Das neue Testament ist auf Altgriechisch verfasst, doch wie kommt es, dass Jesus die Verwendung einer solchen Symbolik nachgesagt wird, da er doch mit größter Wahrscheinlichkeit aramäisch gesprochen hat und über keinerlei Kenntnisse des Griechischen verfügt haben dürfte?
Als Ursprung des Bildes im Alten Testament gelten Stellen bei Jesaja, in denen Gott sich selbst als den Ersten und den Letzten bezeichnet. Sie sind die Vorlage für die Offenbarung des Johannes, in der nicht mehr Jesus zu seinen Lebzeiten spricht, sondern als auferstandener Christus sagt, der sei das „Alpha und das Omega, der Erste und der Letzte, der Anfang und das Ende“. Der Christus der Offenbarung stammt bereits aus einer Zeit, als das Christentum begann, sich für alle Kreise und Kulturen zu öffnen und eine zunehmende Hellenisierung stattfand, also eine Zuwendung zur griechischen Welt der Antike. Die Offenbarung und die Evangelien waren daher auf Griechisch geschrieben worden.
Im Zusammenhang mit weiteren Textpassagen in der Offenbarung wird die dreifach formulierte Zusammenführung von Anfang und Ende zunächst auch als Aussage über die Überwindung des Todes und vor allem anderen über die Dreieinigkeit Gottes (Trinität) gedeutet.
Auf Abbildungen werden Alpha und Omega gern um das Christusmonogramm (PX) herum gruppiert.
Das Christusmonogramm (PX)
Das Christusmonogramm ist wie der Fisch eine auf dem griechischen Alphabet beruhende Darstellung. Daher kann es gleichfalls als Erkennungs- oder Geheimzeichen verwendet werden und ist ähnlich alt wie das Fischsymbol.
Es handelt sich um eine Ligatur (Verbindung) der griechischen Buchstaben „Chi“ und „Rho“ („X“ und „P“), die für die Laute „Ch“ und „R“ stehen. Sie sind die Anfangsbuchstaben des Wortes „Christus“ (griech. „ΧΡΙΣΤΟΣ“), also „Gesalbter“.
In der bildlichen Darstellung wird das Christusmonogramm oft von den Buchstaben Alpha und Omega flankiert.
Da die Form des Buchstabens X an ein Kreuz erinnert, nennt man das Christusmonogramm auch „Konstantinisches Kreuz“, und zwar in Anlehnung an eine Begebenheit aus der Biographie des römischen Kaisers Konstantin:
Dieser zufolge sei ihm und seinen Soldaten am Vortag einer Schlacht ein Kreuz am Himmel erschienen, dessen Bedeutung ihm in einem nächtlichen Traum erklärt wurde. Er werde nämlich unter „diesem Zeichen“ siegen („in hoc signo vinces“). Anderntags ließ er das Kreuz auf den Standarten und Fahnen des Heers anbringen und trug den Sieg davon. Das Christusmonogramm wurde als Bestandteil der Heeresfahne beibehalten, welche seither Labarum genannt wird.
Einem anderen Bericht zufolge ließ Konstantin ein sogenanntes Staurogramm verwenden. Dieses ist dem Christusmonogramm ähnlich, jedoch ragt der Buchstabe „Rho“ („P“) nicht aus einem „Chi“ („X“), sondern senkrecht aus einem T-förmigen Kreuz heraus.
Das Kreuz
Das zentrale und wichtigste Symbol im Christentum ist schließlich das Kreuz. Dabei wurde es in der Frühzeit des christlichen Glaubens überhaupt nicht verwendet und ist als Symbol auch nicht so alt wie etwa das Christusmonogramm oder das Staurogramm. Hierfür gibt es mehrere Gründe.
Davon abgesehen, dass zunächst ohnehin andere Symbole verwendet wurden, entwickelten sich die bildliche Darstellung von Christus und die des Kreuzes nicht miteinander: Christus wurde am Anfang als Lehrer abgebildet, als guter Hirte, später als Weltenherrscher und Erlöser. Die gemeinsame bildliche Weiterentwicklung von Kreuz und Christus fand erst im Mittelalter statt, von wo an auch Kruzifixe hergestellt wurden. Ein Kruzifix ist die plastische Verbindung einer Christusfigur mit einem Kreuz. Und auch hier änderte sich die Darstellungsweise vom Überwinder des Todes bis hin zum Schmerzensmann in der Epoche der Gotik.
Während es also schon früh Abbildungen des nicht gekreuzigten Christus gab, war das Bild des Kreuzes selbst wohl allein deshalb ein Tabu, weil der Kreuzestod als ein Zeichen der Schande galt, eine Todesstrafe für Schwerverbrecher und gesellschaftlich Geächtete.
Die Änderung dieser Sichtweise könnte mit der Abschaffung der Kreuzigung durch Kaiser Konstantin zusammenhängen. Auf etwa fünfzig bis hundert Jahre später wird die beginnende Verwendung des Kreuzes als Symbol des Christentums geschätzt. In der Folge wurde es zu dem christlichen Symbol überhaupt.
Das Kreuz steht nicht allein für den Tod. Vielmehr ermöglicht die Tötung Jesu zugleich auch seine Auferstehung und mit ihnen einhergehend die Erlösung der Menschen. Ausdrücklich schreibt dies der Apostel Paulus.
Das Kreuz ist allgegenwärtig als Zeichen christlichen Lebens und Wirkens: in Kirchen und an Altären, auf Friedhöfen, auf liturgischen Gewändern und getragen als Schmuck jeder erdenklichen Art.