Was der Fastnachtsdienstag mit dem Mondstand zu tun hat
Er hat viele Namen, der Fastnachtsdienstag, und es gibt auch in Deutschland keine einheitliche Bezeichnung. Je nach Region heißt er beispielsweise in Teilen Westfalens Nelkendienstag, da zeitgleich der große Nelkendienstagsumzug stattfindet. Im schwäbisch-alemannischen Raum ist es die Fastnachtsverbrennung, weil das Verbrennen einer Puppe die Fastnachtszeit beendet. Am Niederrhein wird der Hoppeditz zu Grabe getragen, eine Narrenfigur, die dem Hofnarren Til Eulenspiegel nicht unähnlich ist. In der Region Zürich ist das der Schübligziischtig. An diesem Tag spielt die beliebte Schübling, eine Wurstspezialität, die kulinarische Hauptrolle. In der Marktgemeinde Ebensee in Österreich gibt es den Fetzenfasching. Für diesen Tag werden auf alte Kleider bunte Fetzen genäht. Diese ungewöhnliche Veranstaltung wurde von der UNESCO sogar zum immateriellen Kulturerbe erklärt. Der global bekannteste Fastnachtsdienstag ist sicherlich der amerikanische Mardi Gras, was fetter Dienstag bedeutet. Vor allem New Orleans ist als Hochburg der ausgelassenen Festivitäten bekannt.
Erst feiern, dann beichten
Welche Namen auch immer dem Faschingsdienstag, der vor dem Rosenmontag liegt, gegeben werden: Im Ursprung hat er eine religiöse Bedeutung. Die früher übliche Bezeichnung als Beichtdienstag deutet auf die religiöse Bedeutung des Fastnachtsdienstag in der römisch-katholischen Kirche hin. An diesem Tag sollten die Sünden, die während des Karnevals begangen wurde, gebeichtet werden, damit man am Aschermittwoch seelisch gereinigt die Fastenzeit beginnen konnte. Und weil die Fastenzeit 40 Tage lang dauert, wird am Faschingsdienstag noch einmal kräftig gefeiert. Denn am Aschermittwoch endet Punkt Mitternacht der Karneval. Etymologisch gesehen stammt der Begriff Fastnacht vom mittelhochdeutschen „vastnaht“ und bedeutet soviel wie der Vorabend der Fastenzeit. Insgesamt spielte die Fastnacht eine wichtige Brauchtumsrolle, auch innerhalb der Kirche.
Schon in der Antike kannte man den Fasching
Bekannt war diese Zeit ausgelassenen Feierns bereits in der Antike. Schon vor 5000 Jahren wurde in Mesopotamien, also in Vorderasien, ein siebentägiges Fest gefeiert, zu Ehren des Priesterkönigs Gudea. Und aus alten Inschriften geht hervor, dass während dieser Zeit das Gleichheitsprinzip herrschte. Sklaven und Diener standen während dieser Tage auf der gleichen Stufe wie ihre Herren. Die Einteilung in niedere und höhere Stände war aufgehoben. Jeder war gleich, jeder hatte die dieselben Rechte. Solche Festivitäten waren auch im gesamten Mittelmeerraum bekannt und immer wurde eine Gottheit gefeiert. In Ägypten war es die Göttin Isis, in Griechenland Dionysos, bei den Römern Saturnus. Heute werden zwar keine Götter mehr gefeiert, aber das Gleichheitsprinzip ist bis heute erhalten geblieben. Denn auch im Karneval, wie wir ihn heute kennen, gibt es dieses Charakteristikum. Jeder duzt jeden, gesellschaftliche Schranken gibt es keine.
Das Gleichheitsprinzip im Fasching
Im Mittelalter wurden in Europa die sogenannten Narrenfeste veranstaltet. Auch hier galt das Gleichheitsprinzip. So durften niederrangige Geistliche in die Rolle der höherrangigen und somit deutlich privilegierteren Kleriker schlüpfen. Selbst Päpste wurden ernannt, und am „Fest der unschuldigen Kinder“ wurde ein Kinderbischof ernannt. Das „Fest der unschuldigen Kinder“ basiert auf der Weihnachtsgeschichte des Matthäusevangeliums, in der es um die Tötung aller männlichen Kleinkinder in Bethlehem geht. Bei all diesen närrischen Veranstaltungen begleiteten die Bewohner der Städte und Dörfer mit Prozessionen, Tänzen und Gesangseinlagen die närrischen Tage. Besonders beliebt war die Eselsmesse, auch Eselsfest genannt. In dieser Karnevalsveranstaltung ging es zwar auch religiös zu, aber mit humorvollen Aspekten und der erotische Bezug gefiel dem närrischen Volk besonders gut. Während der Reformation ab dem 16. Jahrhundert wurde die Fastenzeit vor Ostern vonseiten der reformierten Kirchen skeptisch betrachtet. Dafür entdeckte der Adel die Narretei. An den Kaiser-, Königs- und Fürstenhöfen bestimmten fantasievolle Kostüme das karnevalistische Bild. Man denke nur an den Carnevale di Venezia, bei dem sich während der gesamten Zeit alle hinter prunkvollen Masken verstecken. Er geht übrigens auf das römische Fest in der Antike zurück, wo die Römer ihren Gott Saturn feierten.
Häufig verboten aber schließlich durchgesetzt
Die Fastnacht hatte es aber nicht immer leicht. Gerade im Mittelalter wurde er häufig verboten. Mal schritt die Kirche ein, weil ihr der vermehrte Alkoholausschank ein Dorn im Auge war. Mal waren es die Räte, die den „Mummenschanz“ als heidnische Unsitte abtaten und die öffentliche Ordnung gefährdet sahen. Im 19. Jahrhundert schließlich konnte sich die „fünfte Jahreszeit“ endgültig durchsetzen. Vor allem die Straßenfastnacht am Rosenmontag mit ihren Umzügen, die von fröhlichen Narren begleitet werden, steht jedes Jahr im Zentrum. Woher der Namen Rosenmontag stammt, war lange umstritten. Mit Rosen hat er jedenfalls nichts zu tun. Mit großer Wahrscheinlich geht er auf eine Fastnachtsreform im 19. Jahrhundert zurück, als in Köln ein Komitee gegründet wurde, das den Karneval organisieren sollte. Die Hauptversammlung fand immer am Montag nach dem dritten Sonntag vor Ostern statt. Dieser Sonntag galt im 11. Jahrhundert als Rosensonntag. Das Komitee gab sich dann den Namen Rosenmontagsgesellschaft und damit war der Rosenmontag geboren. Mit dem Faschingsdienstag ist schließlich der Höhepunkt und Abschluss der närrischen Zeit erreicht. Damit endet das ausgelassene Fest, das am Dreikönigstag begonnen hatte. Und weil, ab jetzt der Gürtel enger geschnallt werden muss, geht es an diesem Tag hauptsächlich ums Essen. Fette Speisen, Pfannkuchen, Krapfen werden aufgetischt. Eine Tradition, die sich bis heute gehalten hat.
Wann ist Faschingsdienstag 2022?
Wer den Faschingsdienstag berechnen will, muss jedes Jahr einen anderen Termin im Kalender ankreuzen. Das hängt mit dem Osterfest zusammen und wird auf Basis der Osterformel kalkuliert. Den Faschingsdienstag 2022 zu berechnen ist ganz einfach. Er liegt immer genau 47 Tage vor dem Ostersonntag und damit zwischen dem 3. Februar und dem 9. März. Diese doch recht große Zeitspanne ist dem Mondstand geschuldet. Osterdatum und das Faschingsdatum sind an den ersten Vollmond nach dem Frühlingsanfang gekoppelt. So fällt der Faschingsdienstag 2022 auf den 1. März.