Benedikt XVI. oder lateinisch und ganz offiziell Benedictus PP. XVI. ist der emeritierte Papst und wurde am 16. April 1927 in Marktl in Altöttingen, Oberbayern als Joseph Aloisius Ratzinger geboren. Er zählt zu den prägendsten, aber auch polarisierendsten Figuren der jüngeren Kirchengeschichte. So war er, bevor er zum Papst gewählt wurde, unter seinem Amtsvorgänger Johannes Paul II. (Ioannes Paulus PP. II.; 1920 – 2005) etwa Präfekt der Kongregation für die Glaubenslehre und gilt auch sonst als bedeutender Theologe, der gemeinhin stets konservative Positionen innerhalb der römisch-katholischen Kirche vertrat.
Biografie
Kindheit, Jugend und Studium
Benedikt XVI. kam am Karsamstag des Jahres 1927 in Marktl zur Welt und wurde noch am selben Tag als Joseph Aloisius Ratzinger getauft. Seine Eltern waren der Gendarmeriemeister Joseph Ratzinger (1877 – 1959) und die Köchin Maria Ratzinger, geb. Peintner (1884 – 1963). Joseph Aloisius Ratzinger hatte noch zwei Geschwister: Maria (1921 – 1991) und Georg (1924 – 2020). Wegen Versetzungen des Vaters musste die Familie öfters umziehen. Als seine Heimat bezeichnet Ratzinger Hufschlag bei Traunstein, wo die Familie nach der Pensionierung des Vaters 1937 lebte. Als Kind war Ratzinger Ministrant und besuchte ein katholisches Internat. Schulisch fiel er vor allem durch gute Leistungen in den Geisteswissenschaften auf.
Mit 14 Jahren wurde er zwangsweise in die Hitlerjugend aufgenommen und mit 16 als Luftwaffenhelfer eingezogen und eingesetzt. Während dieser Zeit besuchte er weiter das Gymnasium und gab schon damals als Berufswunsch das Priesteramt an. Noch wenige Monate vor Kriegsende wurde Ratzinger in die Wehrmacht eingezogen und geriet sogar kurzzeitig in amerikanische Kriegsgefangenschaft, ehe es ihm dann doch noch möglich war, die Reifeprüfung abzulegen.
1946 begann Ratzinger das Studium der katholischen Theologie und Philosophie, welches er fünf Jahre später abschloss.
Geistliche und akademische Laufbahn
1948 empfing Ratzinger alle vier niederen Weihen und wurde zwei Jahre später zum Subdiakon und Diakon geweiht. Ein Jahr später folgte die Priesterweihe, die er zusammen mit seinem Bruder empfing. Zusammen hielten sie am 8. Juli 1951 in der Stadtpfarrkirche St. Oswald in Traunstein ihre erste Messe ab. In den Folgejahren war Ratzinger als Kaplan, aber auch als Religionslehrer tätig und promovierte 1953 zum Doktor der Theologie.
Mit nur 31 Jahren wurde Ratzinger 1958 Professor für Dogmatik und Fundamentaltheologie an der Philosophisch-Theologischen Hochschule Freising. Schon im darauffolgenden Jahr wurde er auf den Lehrstuhl für Fundamentaltheologie an die Rheinische Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn berufen. Josef Kardinal Frings (1887 – 1978) zog Ratzinger während des Zweiten Vatikanischen Konzils als Berater und Redenschreiber hinzu, nachdem eine von ihm geschriebene und Frings gehaltene Rede in Vorbereitung des Konzils großen Anklang bei Papst Johannes XXIII. (Ioannes PP. XXIII.; 1881 – 1963) gefunden hatte.
Von 1963 bis 1966 leitete Ratzinger das Seminar für Dogmatik und Dogmengeschichte an der katholisch-theologischen Fakultät der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster, um dann ab 1966 an der Katholisch-Theologischen Fakultät der Eberhard Karls Universität Tübingen einen Lehrstuhl für Katholische Dogmatik anzunehmen. Von 1969 bis zu seiner Ernennung zum Erzbischof von München im März 1977 lehrte er Dogmatik und Dogmengeschichte an der Fakultät für Katholische Theologie der Universität Regensburg, an der er von 1976 an auch Vizepräsident und zudem Päpstlicher Ehrenprälat war.
Schon im Juni 1977 wurde Ratzinger zum Kardinal ernannt und nahm an beiden Konklaven des Jahres 1978. Der im zweiten dieser beiden Konklave gewählte Papst Johannes Paul II. wollte Ratzinger schon gleich zum Beginn seiner Amtszeit zum Präfekten der Kongregation für die Glaubenslehre ernennen. Der Kardinal erbat sich Bedenkzeit, sagte aber nach drei Jahren schlussendlich zu. Als enger Vertrauter des Papstes wurde Ratzinger 2005, als sich dessen Gesundheitszustand zunehmend verschlechterte, bereits vor dessen Ableben als möglicher Nachfolger genannt. Am 2. April 2005 verstarb der Papst und Ratzinger leitete die Begräbnisfeierlichkeiten. Nach nur einem Tag Konklave wurde Ratzinger am 19. April im vierten Wahlgang zum neuen Papst gewählt und gab sich den Namen Benedikt XVI.. Am 28. Februar 2013 trat Benedikt XVI. als zweiter Papst in der Geschichte vom Amt als Oberhaupt der römisch-katholischen Kirche zurück.
Positionen und Kritik
Da sowohl seine Amtszeit als Präfekt der Glaubenskongregation als auch als Papst maßgeblich von seinen Ansichten geprägt wurden, kann man die Zeiten in beiden Ämtern am besten zusammenfassen und verstehen, wenn man sich die Positionen Benedikts XVI. ansieht. Diese standen aber auch nicht selten in der Kritik.
Kongregation für die Glaubenslehre
Die Kongregation für die Glaubenslehre selbst ist keine ganz unproblematische Organisation, hieß sie doch bis 1908 noch Congregatio Romanae et universalis Inquisitionis oder auf Deutsch: Kongregation der römischen und allgemeinen Inquisition. Auch heute noch ist die Hauptaufgabe der Schutz der Kirche gegen Häresie. Die Glaubenskongregation steht also sehr wohl in direkter Tradition jener Teile der Kirche, die die sogenannten Häretiker oder Ketzer (abgleitet von der gnostischen Strömung der Katharer) auf brutalste Weise verfolgte, folterte und ermordete. So wurde Benedikt XVI. stets für die Leitung eben dieser Organisation kritisiert. In dieser Funktion verfasste er auch recht kritische Texte zur Ökumene.
Einzigartigkeit der römisch-katholischen Kirche
So kam 2007 ein Dokument ans Licht, in dem der damalige Kardinal Ratzinger die Einzigartigkeit der römisch-katholischen Kirche betonte und so den protestantischen Kirchen den Status der Kirche absprach. Sie wurden lediglich als „kirchliche Gemeinschaften“ gesehen, die zwar dem christlichen Glauben angehörten, aber eben nicht als gleichwertig mit der römisch-katholischen Kirche zu betrachten sein. Das heißt aber nicht, dass der Papst nicht auch auf andere Religionsgemeinschaften zugegangen wäre und sich etwa auch Islam und Judentum nicht geöffnet hätte. Gleichzeitig kritisierten Juden das Vorgehen des Papstes in Bezug auf die Priesterbruderschaft St. Pius X. und die Aufhebung der Exkommunikation ihres Mitglieds Richard Williamson, einem Holocaustleugner.
Positionen zur Sexualität
In Bezug auf Themen wie Abtreibung und Homosexualität vertritt Benedikt XVI. wie die meisten seiner Amtsvorgänger sehr konservative Positionen. Die meisten? Ja, im 13. Jahrhundert verfasste Johannes XXI. sogar Lehrschriften über die Durchführung von Schwangerschaftsabbrüchen. Folglich lehnt der emeritierte Papst Schwangerschaftsabbrüche ab und sieht auch Homosexualität als Sünde an.
Rolle im Missbrauchsskandal
Die meiste Kritik erntete der Papst aber wegen seiner Rolle im Missbrauchsskandal, dessen Aufdeckung in die Zeit seines Pontifikats fiel. Der Umgang des Papstes mit den Enthüllungen war hierbei nicht einmal der größte Stein des Anstoßes, sondern der Umstand, dass unter seiner Leitung in der damaligen Funktion als Erzbischof von München und Freising 1980 ein im Bistum Essen wegen sexuellem Missbrauchs von Jungen aufgefallenen Kaplan nicht nur vor der Strafverfolgung geschützt, sondern erneut in der Pfarrseelsorge eingesetzt wurde. Ob Joseph Kardinal Ratzinger jedoch je von diesem Vorgehen seiner Untergebenen wusste, ist bis heute äußerst umstritten, gilt aber als unwahrscheinlich.