10 Gebote

Die 10 Gebote

Die Zehn Gebote gehören zu den wichtigsten moralischen Grundpfeilern der jüdisch-christlichen Glaubenstradition. Als solche hatten sie einen enormen Einfluss auf die Kirchen- und Kulturgeschichte Europas und prägen unsere Vorstellungen von Ethik und Moral bis heute. Doch woher stammen die Zehn Gebote eigentlich? Wie können wir uns ihnen heute nähern? Der folgende Beitrag gibt Auskunft und führt in das Thema ein.

Wie werden die Zehn Gebote in der Bibel eingeführt?

Die Zehn Gebote sind in der biblischen Erzählung Teil der fünf Bücher Mose (die zugleich auch die jüdische Tora und damit einen wesentlichen Teil des Tanachs bilden). Im „Exodus“ (also dem zweiten Buch Mose) wird beschrieben, wie die Israeliten sich aus der Sklaverei und Unterdrückung Ägyptens befreien und unter der Führung Moses ihren Weg nach Sinai antreten.

Auf dem Berg Sinai spricht Gott zu Mose und übergibt ihm die Zehn Gebote. Mose steigt vom Berg herab und teilt die Gebote mit dem Volk Israel. Die Gebote markieren in der biblischen Erzählung den Beginn der Kanonisierung und Verschriftlichung göttlich-moralischer Regeln.

Wie lauten die Zehn Gebote im Original?

1. „Du sollst neben mir keine anderen Götter haben.

2. „Du sollst dir kein Kultbild machen und keine Gestalt von irgendetwas am Himmel droben, auf der Erde unten oder im Wasser unter der Erde.

3. „Du sollst den Namen des HERRN, deines Gottes, nicht missbrauchen; denn der HERR lässt den nicht ungestraft, der seinen Namen missbraucht.

4. „Sechs Tage darfst du schaffen und all deine Arbeit tun. Der siebte Tag ist ein Ruhetag, dem HERRN, deinem Gott, geweiht.

5. „Ehre deinen Vater und deine Mutter, damit du lange lebst in dem Land, das der HERR, dein Gott, dir gibt!

6. „Du sollst nicht töten.

7. „Du sollst nicht die Ehe brechen.

8. „Du sollst nicht stehlen.

9. „Du sollst nicht falsch gegen deinen Nächsten aussagen.

10. „Du sollst nicht das Haus deines Nächsten begehren. Du sollst nicht die Frau deines Nächsten begehren, nicht seinen Sklaven oder seine Sklavin, sein Rind oder seinen Esel oder irgendetwas, das deinem Nächsten gehört.“

Diese Formulierungen folgen der ersten Nennung der Gebote in der Bibel (im Exodus). Im Deuteronomium (dem fünften Buch Moses) werden sie noch einmal aufgeführt. Der Wortlaut ist dort teilweise etwas verändert, gleicht inhaltlich aber der ersten Variante.

Es ist auffällig, dass die ersten vier Gebote sich vor allem mit der konkreten Ausübung der Religion beschäftigen. Während die weiteren Gebote allgemeingültige moralische Regeln formulieren.

10 Gebote

Welche Rolle spielen die Zehn Gebote im Neuen Testament?

Auch im Neuen Testament spielen die Zehn Gebote eine wichtige Rolle. Jesus Christus bezieht sich mehrfach auf die Gebote, legt dabei allerdings einen verstärkten Fokus darauf, dass Liebe die Erfüllung der Gesetze bedeutet.

In Matthäus 5:21-22 bezieht Jesus sich zum Beispiel auf das im sechsten Gebot formulierte Tötungsverbot. Er macht dabei klar, dass nicht nur der eigentliche Akt des Mordens, sondern auch schon der ihm vorausgehende Zorn und Hass sündhaft sind. „Ich aber sage euch: Wer mit seinem Bruder zürnt, der ist des Gerichts schuldig.

In Matthäus 22:37-40 wiederum erweitert Jesus das erste Gebot, nachdem die Ehrung Gottes über allem steht, dahingehend, dass er sagt: „Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst.“ Die Liebe zu Gott wird bei Jesus so zur Liebe gegenüber der Schöpfung und insbesondere den Menschen.

Auch beim Blick auf das Thema Ehebruch legt Jesus das entsprechende siebte Gebot neu aus. Er geht davon aus, dass Ehebruch auch innerlich begangen werden kann, hauptsächlich durch das Begehren anderer Menschen. „Wer eine Frau ansieht, sie zu begehren, der hat schon mit ihr die Ehe gebrochen in seinem Herzen“, heißt es zum Beispiel in Matthäus 5:27.

Diese neue Hoheit, die Jesus als Sohn Gottes über die Auslegung der Gebote hat, kulminiert in Johannes 13:34, wo er seinen Jüngern sogar noch ein neues Gebot mit auf den Weg gibt. „Ein neues Gebot gebe ich euch, dass ihr euch untereinander liebt, wie ich euch geliebt habe, damit auch ihr einander lieb habt.“ In der Liebe der Christenheit zueinander (und auch zu anderen Menschen) wird damit die Botschaft der Zehn Gebote erfüllt.

Auch an anderen Stellen des Neuen Testaments werden die Zehn Gebote erwähnt und ausgelegt. Namentlich in den Römerbriefen wird immer wieder (etwa ab Römer 3:20) deutlich gemacht, dass Gesetze (zu denen auch die Gebote gehören) letztlich immer ein Produkt menschlicher Auslegung sind. Einzig in der Liebe zu Jesus Christus, so wird hier deutlich gemacht, ist die Erfüllung der Zehn Gebote zu finden.

Das Neue Testament transponiert den Inhalt der Zehn Gebote so in eine neue Zeit. Der Wortlaut der Gebote ist in dieser christlichen Interpretation weniger wichtig als im Judentum. Stattdessen wird der Geist der Gesetze in den Mittelpunkt gerückt. Die Gebote werden so stärker auf die Beziehung zu Gott und zu anderen Christen und Menschen interpretiert, nicht mehr allein als dogmatisch eindeutiges Regelwerk.

Die Zehn Gebote in der katholischen und der evangelischen Tradition

Sowohl in der katholischen Kirche als auch den vielfältigen protestantischen Glaubensrichtungen ist die Bedeutung der Zehn Gebote als ethisch-moralisches Grundgerüst des Glaubens wichtig. Auch hier gibt es aber, wie so oft zwischen den verschiedenen christlichen Glaubensgruppen, Unterschiede in der Auslegung. Für die katholische Kirche sind die Gebote zum Beispiel eng mit dem Sakrament der Beichte verbunden. Sie dienen in enger Auslegung als moralisches Idealbild, an dem die Buße ausgerichtet wird. Damit sind sie ein wichtiger Teil des Wegs zur Erlösung.

In der evangelischen Tradition dagegen werden die Gebote meist lediglich als moralische Gesetze gelesen, an denen Christen ihr Handeln und Denken ausrichten sollen. Sie werden damit als weniger elementar für den Weg ins ewige Leben interpretiert.

Für Christen aller Konfessionen gilt damit aber, dass starke Gebete stets mit Blick auf die Botschaft und die moralische Intention der Zehn Gebote erfolgen sollten.

Die Zehn Gebote heute

Die Zehn Gebote des Christentums spielen bis heute eine wichtige Rolle in unserer Gesellschaft. Direkt betrifft das natürlich gläubige Christen (und auch Juden), für die die in den Geboten aufgestellten Maßgaben zentrale Pfeiler ihres moralischen Denkens und Handelns sind oder sein sollten.

Aber auch für andere Menschen, die ihren Weg zu Gott und in die christliche Gemeinde noch nicht gefunden haben, spielt die Botschaft der Zehn Gebote eine wichtige Rolle im Alltag. Denn die Gebote sind tief in unserem gesellschaftlichen Erbe verankert. Das gilt insbesondere für die sechs letzten Gebote, deren Allgemeingültigkeit weitgehend auch von Menschen, die den Wortlaut der Zehn Gebote nicht mehr kennen, anerkannt wird. Sie bilden die Grundlage vieler philosophischer und ethischer Regelwerke unserer Zeit.

Eine Rückbesinnung auf die ursprünglichen Gebote kann daher gerade für Menschen, die sich mit der Komplexität unserer Zeit konfrontiert sehen, sinnvoll sein. Auch nicht religiöse Menschen finden in den Worten der Bibel Anleitung für ein glückliches und geordnetes Leben. Das gilt nicht nur für die allgemein-moralischen Regeln, sondern auch für die stärker auf die Ausübung der Religion gerichteten Gebote.