Vierzig Tage nach Ostern wird das christliche Fest Christi Himmelfahrt begangen. Heute kennen wir den Tag auch als volkstümlichen Herren- oder Vatertag. Ursprünglich gedachten die Christen dem Aufstieg Jesu in das Himmelreich des Vaters.
Christi Himmelfahrt ist immer donnerstags
Vom Feste des Aufstieges Jesu in das Himmelreich erzählten vor allem das Lukasevangelium und die Apostelgeschichte des Lukas.
Im erste Kapitel der Apostelgeschichte im Neuen Testament steht geschrieben, dass Jesus nach der Auferstehung seinen Jüngern noch vierzig Tage erschienen sei und zu ihnen gesprochen habe, dann sei er „aufgehoben“ worden und eine „Wolke nahm ihn auf vor ihren Augen weg“.
Die Zahl Vierzig hat in der christlichen Überlieferung einen hohen Stellenwert. An vielen Stellen des Alten und Neuen Testament findet sich dieser symbolträchtige Zeitraum:
Vierzig Tage und vierzig Nächte ergoss sich der Regen der zur Sintflut auf die Erde. Vierzig Tage war Moses Gott auf dem Berg Sinai nahe. Jesus ging vierzig Tage in die Wüste, um sich durch Gebet und Fasten zu reinigen und vierzig Tage dauerte es von Ostern bis zur Himmelfahrt.
Seit dem 17. Jahrhundert wird Ostern am Wochenende nach dem ersten Frühlingsvollmond gefeiert und Christi Himmelfahrt folgt vierzig Tage nach dem Ostermontag. Seit über dreihundert Jahren fallen die Feierlichkeiten somit immer auf einen Donnerstag. Christi Himmelfahrt 2021 wird am 13. Mai gefeirt.
In den Frühzeiten der katholischen Kirche wurden Himmelfahrt und Pfingsten als ein Fest angesehen und gemeinsam zelebriert. Erst im 4. Jahrhundert entwickelte sich die Himmelfahrt des Gottessohnes zu einem eigenständigen Feiertag.
Heute ist Himmelfahrt in vielen Regionen Deutschlands und Österreichs der beliebteste Tag der Erstkommunion. Die Gläubigen der Evangelischen Kirche begehen zu Himmelfahrt die Konfirmation.
In der Schweiz und Liechtenstein kennt man den Feiertag auch als „Auffahrt“. Im Original hieß der Tag „Ascensio Domini“ zu Deutsch „Aufstieg des Herrn“.
Die Rückkehr Jesu in den Himmel
In der Vorstellung der Gläubigen aller Jahrhunderte fuhr Jesus mit der in der Apostelgeschichte erwähnten Wolke tatsächlich zum Himmel auf.
Früher stellte man im Festgottesdienst diese Auffahrt gerne bildlich dar. An langen Schnüren befestigt zogen die Messdiener eine Christusstatue bis unter die mit Weihrauch gefüllte Kirchendecke.
Spezielle Auffahrtskirchen waren sogar so konzipiert, dass sich in der Decke eine Luke befand. Die wurde nur zur Himmelfahrt geöffnet und die Jesusstatue durch das Loch der Kirchendecke gen Himmel gezogen.
Im Zuge der Aufklärung interpretierte man die Himmelfahrt des Jesus dann neu. Die Theologen kamen zu der Erkenntnis, dass die „Himmelfahrt“ nicht wörtlich zu nehmen sei. Vielmehr handele es sich dabei um einen Geisteszustand, in dem Jesus an der Herrlichkeit Gottes teil hatte und ihm gleich geworden ist.
Künstler aller Jahrhunderte hielten jedoch an den alten Vorstellungen fest. Viele Kunstwerke zur Himmelfahrt stellen Jesus auf einer Wolke schwebend im Himmel dar.
Genauso halten sich bis heute im Volksglauben die Bilder, dass Verstorbene oder auch Engel auf Wolken im Himmel säßen.
Buntes Brauchtum zu Christi Himmelfahrt
Ebenso wie zu Ostern oder zu Weihnachten bildete sich auch zur Himmelfahrt eine bunte Mischung aus Bräuchen und Prozessionen. Alte Riten, Volksglauben und das Christentum flossen zusammen.
Vielerorts werden bereits in der Woche vor Himmelfahrt Prozessionszüge oder -ritte durch Wald und Wiesen abgehalten.
Traditionell baten die Gläubigen damit für ein gutes Erntejahr. Man nannte die Tage vor Christi Himmelfahrt daher auch „Bitttage“.
Bei den Flurritten verschmolzen vermutlich alte Fruchtbarkeitsriten mit der christlichen Mythologie. Bei den Germanen war es üblich, die eigenen Felder zur Zeit der heutigen Himmelfahrt einmal zu umrunden, um seine Besitzansprüche zu wahren und um Segen für die Ernte zu erbitten.
Himmelfahrt ist heute auch Vatertag
Die Tradition des Vatertages ist noch vergleichsweise jung. Dokumente aus dem 19. Jahrhundert zeugen von sogenannten „Schinkentouren“ oder „Herrentouren“ aufs Land.
Fuhrunternehmer organisierten die fröhlichen Fahrten aufs Land, zu denen Frauen ausdrücklich nicht zugelassen waren. Die Herren frönten dem Genuss von herrlichen Speisen und jeder Menge Alkohol.
In späteren Zeiten entwickelte sich daraus der „Vatertag“, an dem die Herren vorzugsweise ohne Familie losziehen. Statt der Kutsche sind die Männer heute meistens zu Fuß und mit einem Bollerwagen unterwegs.
Manche wollen die Väter- beziehungsweise Männer-Prozessionen übers Land sogar mit einem weiteren historischen Umstand in Verbindung bringen: Sie sehen darin eine Abwandlung des „Apostelprozession“, in deren Rahmen elf Jünger zu einem Berg in Galiläa pilgerten um dort von Jesus den „Missionsbefehl“ entgegenzunehmen.
Kann jeder in den Himmel auffahren?
Moderne Interpretationen der Himmelfahrt betonen immer wieder die übertragene Bedeutung der Apostelgeschichten und deuten Aussagen des frühen Christentums neu.
Der deutsche Priester und Politiker Carl Sonnenschein hatte seine ganz eigene Haltung zum Himmelfahrt-Fest. Er sagte,
„Wer den Himmel nicht in sich trägt,
sucht ihn vergebens im ganzen Weltall.“
Ähnliche Aussagen finden sich selbst an verschiedenen Stellen der Bibel. So soll Jesus in bestimmten Fassungen der Bergpredigt gesagt haben, „Das Reich Gottes ist in euch“.
Durch Gebete und Bitten zur Himmelfahrtzeit können Gläubige und spirituell interessierte Menschen Zugang zum Himmelreich im eigenen Sein finden.