Dürfen Christen Schweinefleisch essen -Schweinehaxn

Dürfen gläubige Christen eigentlich Schweinefleisch essen?

Diese Frage rührt an Nahrungstabus und religiöse Speisevorschriften. Viele Religionen beantworten die Frage nach dem Schweinefleisch-Verzehr mit Nein. Das Schwein und sein Fleisch gelten auch bei vielen indigenen Völkern als unrein. Wie aber sieht es bei den Christen aus?

Was sagt die Bibel dazu?

Während die Menschen sich zunächst von Früchten und Gemüsen ernährten, die für sie erreichbar waren, durften sie laut 1. Mose 9,3 später auch Fleisch essen. Einzig der Verzehr von nicht ausgeblutetem Fleisch wurde verboten. Die Gesetzgeber haben später genauer definiert, welche Fleischsorten für Christen akzeptabel sind und welche als unrein galten. Sie bezogen sich dabei auf die Bibel. Die Gesetze sollten den Gehorsam gegenüber Gottes Plan sicherstellen. Sie dienten aber auch der Gesundheit.

Das Meiden bestimmter Speisen gilt nicht nur im Christentum als Beweis, dass man Gott achtet und liebt. Das stille oder laut gesprochene Dankesgebet für die Speisen, die man zu sich nimmt, steht genau dafür. (Römer 14,5-6) Christen dürfen also prinzipiell alle Fleischsorten verzehren. Ob sie es tatsächlich tun, bleibt ihnen überlassen. Sie sind diesbezüglich nur ihrem eigenen Gewissen verpflichtet. Wichtig ist, dass der Dank für die verzehrten Speisen nicht vergessen wird.

Warum aber wird Jesus im neuen Testament als „Lamm Gottes“ bezeichnet? Er opfert sich, um alle Sünden zur Vergebung zu führen. Hier wird Bezug auf das Opfern von Lämmern – insbesondere von Passah-Lämmern – genommen. Stellvertretend für diese opfert sich Jesus, Gottes Sohn.

Müssen Christen Vegetarier oder Veganer werden?

Nichts spricht dafür, dass die Bibel so zu verstehen ist. Wenn christlich orientierte Menschen sich dazu entscheiden, kein Fleisch mehr zu verzehren, ist das in Ordnung. Aber es wird ausdrücklich nirgendwo gefordert. Menschen sind Individuen. Sie treffen eigene Entscheidungen. Dabei fließen sowohl gesundheitliche wie auch religiöse Erwägungen mit ein. Wenn jemand Gottes Lehren so versteht, dass er beim Essen von Fleisch Gewissensbisse verspürt, sollte er sein Essverhalten vielleicht überdenken.

Das Christentum hat – im Gegensatz zum Judentum oder dem Islam – ausdrücklich keine entsprechenden Speisevorschriften erlassen. Lediglich zur Osterzeit werden von allen gläubigen Christen Fastenwochen eingehalten. Diese verlangen aber nicht, dass wochenlang auf Nahrungsaufnahme oder Fleischverzehr verzichtet wird. Jeder gläubige Christ definiert selbst, auf welche Genüsse er während der österlichen Fastenwochen verzichten möchte. Es ist ein persönlicher Liebesdienst, keine religiöse Vorschrift.

Schon bei Paulus steht zu lesen, dass jeder Christ gemäß seiner persönlichen Überzeugungen leben sollte. In den Augen Gottes seien alle Speisen rein (Römer 14,20-23). Wenn bestimmte Menschen Anstoß an dem Verzehr bestimmter Lebensmittel nehmen sollten, mischen sie sich in Dein Leben ein. Du allein hast das Recht, im Vertrauen auf Gott zu essen, was Du gerne essen möchtest.

Das Neue Testament enthält neue Regeln

Auch wenn der Fleischgenuss – insbesondere der Genuss von Schweinefleisch – im Alten Testament untersagt war, gilt das nach heutigem Maßstab nicht mehr als verpflichtend. Die Speisegebote, die sich im Alten Testament im 3. Mose 11 und 5. Mose 14 finden, stellen klar: Das Schwein wird als unreines Tier angesehen. Darum soll man laut Vers 8 kein Schweinefleisch essen. Zur damaligen Zeit lag in diesem Gebot ein Sinn. Doch das Neue Testament ändert diese Haltung.

Jede religiöse Regel entsteht im Kontext einer bestimmten Zeit, einer bestimmten Wirtschaftsform und der damaligen Geisteshaltung. Auch hygienische Zustände oder ein Überfluss an gesünderen Nahrungsalternativen anderer Art mögen eine Rolle bei Speisegeboten gespielt haben. Schon zu Beginn des Christentums gab es immer wieder Diskussionen darum, welchen Sinn bestimmte Ge- und Verbote hatten. Man kam irgendwann auch vom Opfern von Tieren auf dem Altar Gottes ab. Stattdessen fand man einen symbolischen Ersatz. Das ist nachvollziehbar, denn eines der wichtigsten Gebote des Christentums lautet: Du sollst nicht töten.

Im Neuen Testament wird klargestellt, dass die Veränderungen alter Speisegebote nicht auf menschliche Entscheidungen entgegen Gottes Willen zurückzuführen sind – sondern auf Gottes Willen. Es heißt wörtlich: „Denn es hat dem Heiligen Geist und auch uns gut geschienen, keine größere Last auf Euch zu legen als diese notwendigen Dinge: Euch zu enthalten von Götzenopfern und von Blut und von Ersticktem und von Hurerei“ (Apologetik 15,29). Vom früheren Verzehrs-Verbot für Schweinefleisch findet im neuen Testament sich nirgendwo ein Hinweis.

Schweinefleisch gilt nicht mehr als unrein

Das belegt eine Geschichte, in der Gott selbst Petrus dreimal auffordert, Fleisch zu essen. Es ging dabei explizit um Fleisch, das dem Alten Testament zufolge als unrein angesehen worden war. Nachzulesen ist das in der Apostelgeschichte 10,12. Es bedeutet also keinen Abfall vom christlichen Glauben, Fleisch und insbesondere Schweinefleisch zu essen. Wer sich als Christ im Sinne Jesu versteht, der darf sich diese Freiheit erlauben. Vor allem, weil auch Jesus von Nazareth in seiner Zeit auf Erden Fleisch gegessen hat. Er war nachweislich kein Vegetarier.

In Römer 10,4 steht zu lesen: „Denn Christus ist das Ende des Gesetzes“. Gemeint ist, dass von nun an jeder Christ frei in seiner persönlichen Entscheidung ist – unabhängig davon, was noch im Alten Testament galt. Unabhängig von dieser Freiheit der Entscheidung stellen die zehn Gebote aber eines unmissverständlich klar: „Du sollst nicht töten“. Wer dieses Gebot so auslegt, dass er Tiere nicht einmal stellvertretend töten lässt, um ihr Fleisch essen zu können – der sollte seine Entscheidung überdenken. Das ist angesichts der Exzesse der Massentierhaltung, der Gräueltaten in Schlachthöfen und der Fleischskandale sicher angemessen.

Jeder gläubige Christ darf als gesichert annehmen, dass Jesus die Massentierhaltung und die heutigen Schlachthof-Praktiken missbilligen oder bekämpfen würde. Jedes religiöse Gebot und jede gottesfürchtige Haltung bedarf der Überprüfung auf ihren tieferen Sinn.